Dass sich das Verhalten von Vorgesetzten auf die Arbeitszufriedenheit auswirkt, werden die meisten aus eigener Erfahrung bestätigen können. Auch empirische Studien konnten positive und negative Effekte von Führungsverhalten vielfach nachweisen (z. B. Judge & Piccolo, 2004; Schyns & Schilling, 2013). Die meisten Studien betrachten aber nur die unmittelbaren Auswirkungen von Führungsverhalten und können nichts über mögliche Langzeiteffekte aussagen. Eine Forschergruppe aus Norwegen (Skogstad et al., 2014) hat daher nun die Langzeitwirkungen von Führungsverhalten auf Arbeitszufriedenheit untersucht und ihre Ergebnisse in der Zeitschrift für Psychologie veröffentlicht.
Skogstad und Kollegen haben einen konstruktiven und zwei destruktive Führungsstile betrachtet: Konstruktive Führungskräfte zeichnen sich dadurch aus, dass sie im Einklang mit den Organisationszielen handeln und ihre Mitarbeiter motivieren, indem sie ihnen z.B. mehr Entscheidungsspielräume überlassen. Tyrannische Führungskräfte versuchen, ihre eigenen Ziele auf Kosten der Mitarbeiter zu erreichen und schädigen ihre Motivation durch systematisches Niedermachen und Manipulieren. Laissez-faire Führung zeichnet sich dadurch aus, dass Führungskräfte nur wenig Interesse an ihren Mitarbeitern zeigen und weder Entscheidungen treffen noch Verantwortung übernehmen möchten (Einarsen, Aasland, & Skogstad, 2007).
Die Ergebnisse zeigen, dass sowohl tyrannisches als auch laissez-faires Führungsverhalten die Arbeitszufriedenheit langfristig negativ beeinflussen. Tyrannisches Führungsverhalten wirkt sich nicht nur unmittelbar, sondern auch nach sechs Monaten noch negativ auf die Arbeitszufriedenheit aus. Bei laissez-fairer Führung konnten sogar nach zwei Jahren negative Effekte nachgewiesen werden. Konstruktive Führung zeigte nur kurzfristige, aber keinerlei langfristigen Auswirkungen auf Zufriedenheit.
Während die positive Wirkung konstruktiven Führungsverhaltens also relativ schnell wieder „verpufft“, führen tyrannisches und laissez-faires Verhalten zu langfristiger Unzufriedenheit. Die Autoren erklären die Ergebnisse damit, dass aktiv destruktives Verhalten (tyrannisch) seine Wirkung relativ schnell entfaltet, sich die Effekte passiv destruktiven Verhaltens (laissez-faire) hingegen erst über eine längere Zeitspanne aufsummieren müssen, um die Arbeitszufriedenheit langfristig zu verringern.