Die Theorie affektiver Ereignisse (engl.: affective events theory) beschäftigt sich mit der Rolle von Emotionen und Stimmungen im Arbeitskontext und ihrem Einfluss auf Arbeitszufriedenheit und Verhalten (Weiss & Cropanzano, 1996). Die Grundannahme der Theorie besagt, dass Arbeitszufriedenheit als Einstellung zur Arbeit zu verstehen ist (Weiss, 2002). Emotionen und Stimmungen (Affekte) bei der Arbeit werden zwar häufig mit Arbeitszufriedenheit gleichgesetzt, diese haben aber sowohl andere Ursachen als auch andere Konsequenzen (Wegge, Dick, Fisher, West, & Dawson, 2006). Der Theorie zufolge entsteht Arbeitszufriedenheit auf zwei verschiedenen „Routen“, von denen eine kognitiv und eine affektiv geprägt ist. Die folgende Abbildung gibt das komplette Modell wieder.
Wie entsteht Arbeitszufriedenheit?
Auf der affektiven Route wirken sich positive oder negative Job-Ereignisse auf Gefühle und Stimmungen während der Arbeit aus (1). So kann ein Lob des/r Vorgesetzte/n beispielsweise Emotionen wie Freude und Stolz auslösen und zu einer guten Stimmung beitragen. Umgekehrt kann ein Streit mit einem Kollegen Ärger und Frustration auslösen und die Laune verschlechtern. Die Häufigkeit positiver und negativer Affekte führt schlussendlich zu einer positiven oder negativen Einstellung zur Arbeit (2).
Die Arbeitszufriedenheit wird außerdem von Eigenschaften des Jobs, wie z. B. Autonomie oder Bezahlung, beeinflusst. Diese wirken sich der Theorie zufolge auf zwei Arten auf die Zufriedenheit aus: Zum einen werden die Job-Eigenschaften auf der kognitiven Route (3) mit einem theoretischen Soll-Wert verglichen. Je stärker Ist- und Soll-Werte übereinstimmen, umso höher die Zufriedenheit. Hat man zum Beispiel im Job weniger Autonomie als gewünscht, wird sich der Soll-Ist-Vergleich negativ auf die Arbeitszufriedenheit auswirken. Zum anderen beeinflussen Job-Eigenschaften die Häufigkeit bestimmter Job-Ereignisse (4). Zum Beispiel kann ein hohes Maß an Autonomie (Job-Eigenschaft) die Wahrscheinlichkeit von Erfolgserlebnissen steigern (Job-Ereignis), die die Arbeitszufriedenheit über die affektive Route positiv beeinflussen.
Die Theorie affektiver Ereignisse erklärt auch, wie sich Persönlichkeitseigenschaften auf die Zufriedenheit auswirken. Zum einen unterscheiden sich Menschen in ihrer grundsätzlichen Stimmung bzw. Affektivität: Manche Personen haben z. B. unabhängig von bestimmten Situationen häufiger gute oder schlechte Laune als andere, so dass die Persönlichkeit einen direkten Einfluss auf Affekte haben kann (5). Zum anderen beeinflusst die Persönlichkeit, wie stark sich Job-Ereignisse auf Affekte auswirken (6). Beispielsweise wirken sich Persönlichkeitseigenschaften wie emotionale Stabilität und Selbstwertgefühl darauf aus, wie sensibel Personen auf stressige Situationen reagieren (Ilies, Pater, & Judge, 2007; Kammeyer-Mueller, Judge, & Scott, 2009).
Eine weitere Besonderheit der Theorie affektiver Ereignisse besteht in der Unterscheidung zwischen affektbasiertem und urteilsbasiertem Verhalten. Affektbasiertes Verhalten (7) entsteht relativ kurzfristig durch Emotionen und Stimmungen, während urteilsbasiertes Verhalten (8) auf einer längerfristigen Bewertung der Arbeit basiert. Das Ausmaß von Unterstützung und Hilfsverhalten (engl.: organizational citizenship behavior) hängt beispielsweise stärker von der aktuellen Stimmung ab als von der Arbeitszufriedenheit. Die Absicht, das Unternehmen zu verlassen, bildet sich hingegen über einen längeren Zeitraum heraus und basiert vor allem auf der Arbeitszufriedenheit (Fisher, 2002).